Nach der entspannten Zugfahrt am gestrigen Tag, geht es heute wieder mit dem Auto weiter in Richtung Nordwesten. Unser Tagesziel ist der Fröhliche Friedhof in Sapanta nahe der ukrainischen Grenze. Auf dem Weg dorthin nehmen wir extra die gemütlichere Route, die uns durch das Iza-Tal an vielen Holztoren und Holzkirchen vorbeiführt.
Die Holztore sind seid jeher das Wahrzeichen der Dörfer der Maramuresch. Die liebevoll geschnitten Motive an den Torpfeilern und Türen sollen Haus und Familie beschützen und sind allesamt Symbole der rumänischen Volkskultur.
Die in die Holztore geschnitzten Symbole beziehen sich auf wichtige Lebensereignisse wie Geburt, Hochzeit und Tod. So repräsentiert z.B die Sonne die Geburt und die Fruchtbarkeit. Geflochtene Seile, die man an vielen Toren sieht, werden als vereinigendes Band angesehen, die die Familie und die Dorfgemeinschaft zusammen halten sollen. Symbole wie Räder und Spiralblüten stehen z.B. für die stetige Wiederkehr der Jahreszeiten. Kreuze oder auch Tiere wie Bären und Wölfe sollen vor bösen Geistern schützen.
Bei unserem ersten spontanen Halt in Bogdan Voda am obigen Holztor begegnete uns eine nette alte Frau, die uns zu sich nach Hause einlud. Sie wohnte in einem der noch erhaltenen alten rumänischen Holzhäusern zusammen mit anderen älteren Menschen. Sie zeigte uns wie die Menschen hier früher und teilweise jetzt noch traditionell leben.
Die Inneneinrichtung ist geprägt von vielen gewebten Decken, Vorhängen und Bezügen. Unten im Bild sieht man davon jede Menge, u.a. Webereien aus Wolle oder Hanf, die an Stangen unter der Decke angebracht sind. Die Färbung der Wolle erfolgt mit aus Pflanzen und Baumrinde gewonnenen Farben.
Wir bedanken uns bei der alten Dame und setzen unsere Fahrt fort. Ein paar Kilometer weiter halten wir bereits wieder in Rozavlea, wo uns dieses Holztor mit der dazugehörigen Kirche auffällt.
Die Innenmalereien der Biserica Iemn wurden gerade von fleißigen Restauratoren aufwändig wiederhergestellt.
Die Malereien im Kirchenschiff waren bereits größtenteils schon renoviert und sahen sehr schön und farbenfroh aus.
Weiter geht es vorbei an grünen Wiesen und Hügeln.
In Barsana machen wir wie viele andere Touristen auch Halt, um uns die noch junge Klosteranlage Manastirea Barsana anzusehen. Die griechisch-katholische Kirche wurde aus Eichenholz gefertigt.
Die Klosteranlage wurde 1993 bis 1998 errichtet. Auf dem Gelände findet man viele liebevoll gepflegte bunte Blumenbeete und zahlreiche Pavillons und Gebäude aus Holz.
Nun ist es nicht mehr all zu weit bis nach Sapanta und unterwegs fallen uns immer wieder schöne und alte Holztore auf. Dieses lustig schiefe Exemplar stammt z.B. aus dem Jahr 177o. Das Tor könnte wahrscheinlich viele Geschichten erzählen, denn gerade wurde die Straße vor ihm z.B. neu geteert ;-).
In Sapanta angekommen, machten wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Leider sind auch hier wieder viele der wenigen Unterkünfte ausgebucht. Bei einer älteren Dame werden wir dann doch noch fündig, auch wenn dies wohl die rustikalste und traditionellste Art ist, wie wir in diesem Urlaub nächtigen :-).
Das Holztor unserer heutigen Unterkunft ist sehr schön bunt gestaltet und die alte Dame hat uns herzlich mit Kuchen und einem Schnäppschen, dem Horinca, empfangen :-).
Zu Fuß machen wir uns in der kleinen Gemeinde mit rund 5000 Einwohnern auf den Weg zum Fröhlichen Friedhof. Unterwegs nutzen wir noch die Gelegenheit und kaufen uns eine traditionell gewebte Wolldecke. Dabei bekommen wir auch die Möglichkeit den Webstuhl der Familie im Innenhof anzusehen.
Gegen eine kleine Eintrittsgebühr gelangt man auf den Friedhof und kann sich nun in aller Ruhe die kreativ gestalteten Kreuze mit den Geschichten anschauen. Der Fröhliche Friedhof hat aufgrund dieser bunten Kreuze und der teilweise amüsant geschriebenen Verse auf den Kreuzen seinen Namen. Das markante und sehr schöne Blau der Kreuze ist auch bekannt als „Albastru de Sapanta“.
Gegründet wurde der Friedhof von Stan Ion Patras um das Jahr 1935. Er hatte die geniale Idee, an Stelle der üblichen einfachen Holzkreuze, etwas über die Person zu erzählen die dort begraben ist. So sind die Kreuze bunt angemalt, der Verstorbene wird in einer Karikatur aus seinem Leben oder dem Umstand seines Dahinscheidens dargestellt. Die Verse in volkstümlicher Sprache berichten in humorvoller oder naiver Form aus dem Leben des Verstorbenen und stellen z.B. charakterliche Schwächen lustig in den Vordergrund. So wird der Mensch und sein Leben gefeiert und nicht nur der Tod betrauert.
Auf dem obigen Bild ist am Grab mit der Nummer 22 der Gründer des Friedhofes zu sehen. Rund 800 Gräber sind hier insgesamt zu finden.
Nachdem wir uns eine Weile umgesehen hatten, machten wir uns auf den Weg zur Werkstatt von Dumitru Pop, dem aktuellen legitimen Nachfolger, der heute die neuen Kreuze baut und gestaltet.
Etwas versteckt und weniger bekannt ist der etwas abseits gelegene Friedhof der Gemeinde. Hier stehen ebenfalls schöne bunte Holzkreuze neben einfachen und zum Teil sehr alten Kreuzen. Das Schöne an diesem Friedhof ist, dass hier die Natur viele Gräber überwuchert hat und sich eigentlich fast kein Tourist hierher verläuft.
Zum Abschluss dieses interessanten Tages gibt es traditionelle einfache und sehr leckere Kost :-).