Vor kurzem habe ich den schönen Satz gelesen: „Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal getan?“. Das lässt sich leicht beantworten: „Heute!“. Zum ersten Mal Weihnachten nicht zu Hause bei der Familie und in warmen Gefilden :-).
Um Weihnachten haben Sehenswürdigkeiten und Geschäfte bekanntlich nicht oder nicht all zu lange offen, daher machten wir uns schon frühzeitig auf den Weg zum Hafen, um mit der Fähre nach Almada überzusetzen. Denn dort steht weit oben auf einem riesigen Sockel eine große Christus-Statue und die wollen wir heute besuchen :-).
Los gings am Fährhafen Cais do Sodré. Ein paar Einheimische und nur ganz wenig Touristen waren mit an Board. Während der Überfahrt konnten wir auch endlich Lissabon vom Tejo aus betrachten.
Nach knapp 8 Minuten erreichten wir die Gemeinde Cacilhas von Almada. Von der Anlegestelle am Hafen hat man eigentlich drei Möglichkeiten um zur Christus-Statue zu gelangen. Mit dem Bus, zu Fuß durch die Stadt oder zu Fuß am Wasser entlang zu einem Lift, um den Höhenunterschied der Felsen zu überwinden. Wir entschieden uns für den Lift.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir auch irgendwann den Lift und natürlich hatte er zu :-(. Aber nicht nur heute, sondern anscheinend schon eine ganze Weile. Na super, das Schild am Hafen glänzt allerdings wie neu und zeigt in diese Richtung. Zum Glück ist die Aussicht auf die Brücke und …
… Lissabon ganz passabel. Allerdings dürfen wir jetzt den ganzen Weg noch einmal zurück laufen.
Von der Möglichkeit mit dem Bus wussten wir leider noch nicht, so dass wir uns zu Fuß auf den Weg durch die Stadt machten. So ein Km-Hinweis wäre ganz nett gewesen, zusätzlich kam auch noch hinzu, dass man an einer Kreuzung plötzlich 2 bis 3 unterschiedliche Möglichkeiten hatte um zur Statue zu gelangen *aaahhh*. So kann man auf der Karte oben den ziemlich verplanten Weg durch die Stadt nachvollziehen. Nach sage und schreibe 6,8km erreichten wir endlich die Statue und waren doch etwas entnervt ;-). Aber das legte sich zum Glück bald wieder, denn es war nicht viel los und so waren wir schnell ganz oben auf der Aussichtsplattform.
Die Aussicht ist wirklich toll, auch wenn heute wieder etwas Dunst über der Stadt lag. In Richtung Westen kann man noch die Seefahrer-Denkmäler in Belém erkennen und vor uns blickt man direkt auf die schöne Brücke des 25. Aprils und Lissabon :-).
Ganz wichtig ;-), nicht den Blick nach oben zur Christus-Statue „Cristo Rei“ vergessen.
Hier schauen wir in Richtung Osten zur Anlegestelle der Fähre ganz vorne an der Landspitze.
Nach dem Aufenthalt oben bei der Statue in luftiger Höhe, genossen wir das sonnige Wetter und die tolle Aussicht am Rand der Klippen rund 113 Meter oberhalb des Tejo.
Die Christus-Statue selbst ist 28 Meter hoch und steht auch einem 75 m hohen Sockel und ist damit die sechsthöchste Christus-Statue der Welt.
Zurück zum Fähranleger ging es dann mit dem Bus :-). Um die Mittagszeit herum waren wir wieder in Lissabon und entschieden uns das Stadtviertel Bairro Alto näher anzuschauen.
Die Rua do Alcverim geht es vom Fähranleger steil bergauf. Vorbei an vielen kleinen Geschäften die mit schönen Fliesenbildern geschmückt sind.
Vor der Tour durch die Stadt legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp ein. Das kleine Mittagstief musste mit einem leckeren Pasteis de Nata von Manteigaria überwunden werden. Die tolle Bäckerei in der Rua do Loreto 2 haben wir bereits am ersten Tag entdeckt und seitdem waren wir auch jeden Tag hier, um bei einem Espresso ofenfrische Puddingtörtchen zu genießen. Ein Traum in gelb :-).
Voller Energie starteten wir in den Nachmittag. Unweit von dem Café entfernt, befindet sich die Kleinste der drei Standseilbahnen Lissabons – Elevador da Bica. Sie erklimmt seit 1892 die steile Rua da Bica do Duarte Belo.
Wir begleiteten die Bahn ein paar Meter auf ihrem steilen Weg und machten ein paar schöne Fotos.
Nur einen Steinwurf entfernt, befindet sich am Miradouro Santa Catarina ein weiterer Aussichtspunkt der Stadt.
Die steil abfallenden Straßen bieten immer wieder interessante Aussichten auf die bunt zusammengewürfelten Häuser :-).
Einen Fliesentraum in grün kann man auf der Rua do Seculo bewundern.Am nördlichen Ende der Rua do Seculo befindet sich der kleine Park Jardim do Principe Real. Der Park existiert bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts und ist typisch für die Gartengestaltung der damaligen Zeit. Durch Handelskontakte nach Brasilien wurde die Gestaltung beeinflusst. So findet man hier Gehölze wie Jacarandas, Gummibäume oder auch Bananenstauden. Für diesen knorrigen alten schönen Baum wurde ein interessanten Stützkonstrukt errichtet. Im Sommer sicher ein beliebter Ort :-).
Wer etwas Zeit mitbringt kann sich das unter dem Platz befindliche Wasserreservoir Patriarcal anschauen.
Wir folgten vom Park aus der Rua Dom Pedro V Richtung Süden und erreichten nach wenigen Schritten die berühmte Aussichtsterrasse Miradouro Sao Pedro de Alcantara mit dem schönen Blick auf die Burg und die Innenstadt von Lissabon.
Wie es der Zufall so will, kamen wir kurz vor Sonnenuntergang mal wieder am Fahrstuhl Santa Justa vorbei. Die schöne Abendstimmung musste von diesem Aussichtspunkt auch noch einmal festgehalten werden :-). Also schnell das Tele auf die Kamera geschraubt und noch ein paar Fotos gemacht.
Ein paar Momente später war die Sonne auch schon weg. Wir machten uns auf den Weg zum Hostel um etwas zu verschnaufen und die Beine hoch zu legen, denn heute Abend wollten wir auch noch einmal los. Auf dem Plan stand eine Tour durch Mouraria und hinauf nach Graca. Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg.
Mouraria ist das multiethnische Stadtviertel von Lissabon, welches von vielen Künstlern geprägt ist. Einen ersten Eindruck bekommen wir in der Beco das Farinhas, in der die Fotografin Camilla Watson mit dem Projekt Tribute die Bewohner der Strasse würdigt. An den Häusern findet man viele Fotografien von alten Menschen aus dieser Umgebung.
Auf verschlungenen Wegen durch viele enge Gassen kamen wir zur Beco do Castelo. Am oberen Ende der Treppenstufen hat ein brasilianischer Street-Art-Künstler mit einer exotischen Schönheit etwas Kontrast in die schlichten Gemäuer gebracht.
Nach einer Weile biegen wir irgendwann direkt ins Herz von Mouraria ab, in die Rua João do Outeiro. Hier wurde in der Hausnummer 52 die berühmte Fado-Sängerin Argentina Santos geboren. Die gesamte Umgebung ist vom Fado geprägt. Das Viertel Mouraria gilt als Wiege der Fado-Kunst.
In der Rua da Guia liegt der Dorfplatz Parreirinha da Mouraria – er wurde erst kürzlich mit ein paar Pflanzen in großen Tonkübeln aufgehübscht ;-).
Durch kleine und in der Dunkelheit etwas unheimlich Gassen stiefelten wir hinauf zum Miradouro da Graca. Von hier hat man nicht nur eine der schönsten Aussichten auf die Stadt, sondern auch den umfangreichsten Blick auf die schönen Gebäude und Bauwerke der Stadt. Wir packten das Stativ aus und machten es uns unter den Schirmpinien der Terrasse gemütlich. Die hell erleuchtete Kuppel im Hintergrund ist die Basilica da Estrela.
Unten im Bild sieht man links die beleuchtete Aussichtsplattform des Aufzugs Santa Justa mit der Karmeliterkirche. Dahinter erstrahlt die Brücke des 25. April.
Direkt neben den Pinienbäumen sticht die weiße Kirche Nossa Senhora da Graca mit ihrem barocken Kirchturm ins Auge.
Weiter geht es durch das stille Lissabon am heiligen Abend – außer den verrückten Touristen, ist keine Seele unterwegs. Wir schlendern die Rua da Voz do Operario hinunter und erblickten in einer angrenzenden Seitenstraße dieses lustige Motiv. Ein weiteres gelungenes Street-Art-Projekt :-).
Wir folgten den Schienen der Tram 28 und machten noch einen kurzen Abstecher zur Santo Estevao …
… bis wir irgendwann wieder am Praca do Comercio ankamen.
Auf der Karte sieht unser kleiner Abendspaziergang dann so aus ;-). Etwas erschöpft, aber fasziniert von der mystischen stillen Stimmung eines Weihnachtsabends in so einer großen Stadt, fielen wir wenig später in die Federn :-).