Da der gestrige Tag ja nicht so ganz wie vom Schreibtisch aus geplant verlief, schmissen wir die Planung für den heutigen Tag über den Haufen und machten uns gleich auf den Weg Richtung Schäßburg. Vorher studierten wir noch die Straßenkarte und den Reiseführer und suchten uns ein paar Zwischenziele zum Anschauen raus.
Erster Halt unserer Burgenreise war in Prejmer (dt. Tartlau). Die berühmte evangelische Wehrkirche liegt im historischen Ortskern von Tartlau und ist seit 2004 Unesco Weltkulturerbe. Die Kirche wurde bereits im 13. Jahrhundert errichtet. Da Tartlau auf dem Haupteinfallsweg von Siebenbürgen liegt und das Dorf regelmäßig überfallen wurde, begann man ab dem 15. Jh. mit der Errichtung der Burg um die Kirche. In der massiven Ringmauer befinden sich über 270 Wohnzellen und Lagerkammern. Im Falle eines Angriffs boten diese Räumlichkeiten bis zu 1600 Dorfbewohnern Unterschlupf.
Natürlich wollten wir uns dieses historische Bauwerk von Innen ansehen und in den dunklen und verwinkelten Wehrgängen herumklettern. Dieses Vorhaben hatten auch einige andere ausländische Reisegruppen. In deren wie auch in unserem Reiseführer sollte die Kirchenburg Montags offen haben. Denkste, mal wieder. So standen wir vor dem verschlossenen Eichentor. Da auf unser Klingeln beim Burgherren keiner reagierte, beschloss unser Native Speaker mal den Pfarrer ausfindig zu machen und dort nachzufragen, ob er mal für 2 Stunden uns und den anderen Touristen das Tor öffnen könnte. Leider musste der Pfarrer wichtigen Papierkram erledigen und so blieb uns nur der Blick von außen.
Hier ein Blick auf die Kirche hinter den dicken Mauern.
Also, weiter gehts zur zweiten Station. Richtung Westen fuhren wir nach Harman (dt. Honigberg). Diese Kirchenburg hatte eigentlich auch zu, aber der deutsch sprechende Burgherr hat bei diesem super Wetter eine Einnahmequelle entdeckt und die Burg einfach geöffnet. Schön für uns und die anderen Touris, die wir auch schon in Tartlau getroffen hatten :-).
Die Basilika innerhalb der mächtige Bauernburg von Honigberg stammt auch aus dem 13. Jh. Nach und nach wurden um die Kirche bis zu drei Ringmauern, ein Wassergraben und zahlreiche Wehrtürme errichtet. Die Kirchenburg wurde vor allem im 16. und 17. Jh. mehrfach belagert, konnte aber nie eingenommen werden. Im Jahr 1612 verteidigten die Dorfbewohner ihre Burg sogar gegen ein ungarisches Heer aus 7000 Mann.
In dieser, wie auch in jeder anderen Kirchenburg, erfolgt die Versorgung mit Wasser über Brunnen, die sich innerhalb der Befestigung oder sogar innerhalb der Kirche befanden. Ungewöhnlich bei dieser Kirchenburg ist, dass einige der Wohn- und Vorratskammern direkt an der Kirchenmauer errichtet wurden.
Und hier ein Bild vom Inneren der Kirche. Toll fand ich die bunten Kissen und die etwas anderen Sitzbänke :-).
Alle guten Dinge sind Drei, deshalb machten wir uns auf den Weg nach Viscri (dt. Deutsch-Weißkirch). Da der Ort etwas abgelegen liegt, durften wir die letzten Kilometer mal wieder auf unseren geliebten Schotterpisten fahren. Unterwegs bot sich uns ein recht krasses Kontrastprogramm. Einerseits verdorrte Wiesen und andererseits grüne bewässerte Felder.
Das Dorf Deutsch-Weißkirch gehört zu den authentischsten siebenbürgischen Dörfer, deren regionaltypische Architektur fast vollständig erhalten ist. Der Dorfkern und die Kirchenburg gehören weit 1999 zum Unesco-Weltkurlturerbe, zusätzlich wird der Erhalt des kulturhistorischen Wertes durch die englische Stiftung Mihai-Eminescu-Trust gefördert. Durch die Zusammenarbeit einheimischer und zurückgezogener Dorfbewohner, gelang es in den letzten Jahren zahlreiche Bauernhäuser mit traditioneller Technik instand zu setzen. Prinz Charles war auch schon hier, weil er das idyllischen Flair so liebt und auch Peter Maffay lief Tdy über den Weg :-). Kein Quatsch. Echt. Winke winke. Konnte leider kein Autogramm abstauben.
Die Straße hoch zur Kirchenburg wurde sehr schön gepflastert und die Häuser sind sehr schön restauriert. Der Rest des Dorfes kommt wohl in den nächsten Jahren dran. Aber nun zur Kirche. Sie wurde gegen 1500 zu einer Wehrkirche umgebaut und ist ein eindrucksvolles Beispiel der siebenbürgischen Wehrarchitektur.
In der Ringmauer wurde ein Volkskundemuseum mit schönen Ausstellungsstücken errichtet. In friedlicheren Zeiten wurden auf den Wehrtürmen und Wehrgängen Überdachungen errichtet, die als Lagerplatz für die Kornkästen der Dorfbewohner dienten.
Die meisten der Aufgänge in den Ringmauern und der Kirche sind begehbar. Da die Burg auf einem Hügel steht, hat man einen tollen Ausblick.
Nach diesen anstrengenden Besichtigungen ;-), gönnten wir uns in einem kleinen Café in einem der Bauernhöfe ein Stück Kuchen und einen Kaffee :-).
Unser letztes Ziel für heute hieß Sighisoara (dt. Schäßburg). Am späten Nachmittag erreichten wir die Innenstadt und machten uns auf die Suche nach einem Hotel. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, da Schäßburg ein beliebtes Urlaubsziel ist. Aber wir hatten Glück und ergatterten ein paar ganz gute Zimmer in der Nähe der Innenstadt. Dort suchten wir uns auch gleich ein nettes Restaurant und ließen den Tag gemütlich ausklingen.