Heute liebe Leute geht es an die Grenze nach Nord-Korea. Hätte mir als Bär ja nie zu träumen gewagt, dass ich hier mal herkomme. Als ich dann da war, war es schon ein seltsames Gefühl …
Gegen halb 9 wurden wir von einem Kleinbus, mit einer rasant fahrenden Omi am Steuer, vor unserem Hotel abgeholt. Wir fuhren entlang des Hangang Flusses nördlich in Richtung der Grenze. Ziel war der Ort Imjingak, denn von hier aus starten alle DMZ-Touren.
Imjingak liegt ungefähr 7 km von der Grenze entfernt und wurde 1972 in der Hoffnung auf Wiedervereinigung gegründet. Es ist das nördlichste Dorf Südkoreas, das man noch ohne Genehmigung betreten darf. Die Demilitarisierte Zone (DMZ) selbst trennt Nord- und Südkorea seit 1953 auf einer Länge von ca. 248km und ist ca. 4km breit. Auf dem Gelände befinden sich viele Monumente die an den Krieg zwischen Nord- und Südkorea erinnern, aber auch Hoffnung auf Wiedervereinigung geben sollen. Das „Korean War Veterans Memorial“ erinnert an die Invasion von Nordkorea am 25. Juni 1950 und alle gefallenen Krieger.
Im Hintergrund sieht man die „Imjingang Railroad Bridge“ – auf dieser fährt ein Personenzug der Gyeongui Linie. Von Seoul aus kann man mit einem Zug bis zur Imjingang Station fahren, die am Rand des Dorfes liegt. Danach steigt man in einen anderen Zug um, der bis zur Dorasan Station in die DMZ fährt, die wir heute auch noch besuchen werden.
Die kleine Brücke rechts im Bild ist die „Bridge of Freedom“. Über diese Brücke liefen fast 13 000 Gefangene 1953 nach Südkorea in die Freiheit.
Die Friedensglocke steht für die Hoffnung, dass sich beide Länder im 21. Jahrhundert wieder vereinigen. Die Glocke selbst wiegt 21 Tonnen und die Treppe hinauf führen 21 Stufen.
Reges Treiben und viele Busse auf dem ganzen Gelände. Unsere Tour ging weiter in einem anderen Bus, der für die Fahrt in die DMZ berechtigt war. Nachdem alle ihre Reisepässe vorzeigt hatten, ging es los.
Erster Halt in der DMZ war die Dorasan Station. Bis ins Jahr 2008 wurden von hier aus Güter mit der Wirtschaftszone Kaesong ausgetauscht. Aufgrund der politischen Spannungen zwischen beiden Ländern dient die Station im Moment nur noch als touristisches Ausflugsziel.
Würden die beiden Länder wieder vereint, hätte man von hier aus direkte Verbindung an das Trans-Eurasische Eisenbahnnetz.
Zweiter Halt unserer Tour ist der nördlichste Aussichtspunkt in Südkorea, von dem man aus nach Nordkorea blicken kann. Auf dem Berg Dora wurde das „Dora Observatory“ eingerichtet. Bei guter Sicht kann man mit den Ferngläsern einen Blick auf das Propagandadorf Kijŏng-dong werfen, in dem ein 160 m hoher Fahnenmast aufgestellt wurde – an der Spitze eine riesige Nordkoreanische Flagge. Diesen Fahnenmast sieht man natürlich auch ohne Fernglas ;-).
Eine dicke Linie besagt bis wohin man noch die eigene Kamera benutzen darf. Hinter der Linie ist fotografieren verboten und für einen Blick in die Ferne darf man nur die zahlreichen Ferngläser benutzen.
Der nächste Halt auf unserer Tour war der 3. Invasionstunnel. Er ist der größte der 4 Tunnel und wurde 1978 ungefährt 52 km außerhalb von Seoul entdeckt. Über eine lange Röhre, die steil bergab nach unten führt, hat man als Besucher die Möglichkeit ein Stück in den Tunnel hineinzulaufen. Unten angekommen darf man 256 m in den Tunnel hineinlaufen. Hier stehen hintereinander 3 dicke Blockaden und es sind nur noch 170 m bis zur Grenze zu Nordkorea. Fotos durfte man dort leider nicht machen.
Zusätzlich befindet sich auf dem Gelände ein kleines Kino in dem man anhand eines Kurzfilms die wichtigsten Infos über die DMZ erfährt und natürlich auch über die gefundenen Tunnel.
Dieses Kunstwerk steht für den Wunsch nach Wiedervereinigung. Auf der einen Seite der Halbkugel sind die Umrisse von Nord- und auf der anderen Seite von Südkorea abgebildet.Gegen Ende der Tour hielten wir noch in einem Supermarkt, in dem man jede Menge lokal produzierte koreanische Waren kaufen konnte. Danach ging es wieder zurück nach Imjingak und wir stiegen in unseren anderen Bus um. In Seoul angekommen, stieg der Rest unserer Gruppe in ein anderes Taxi um und wir wurden zum Mittag noch in ein Restaurant gefahren.
Hier brutzelt Rindfleisch mit Gemüse in einer leckeren Soße. Dazu gibt es Reis, Kimchi und ein paar andere gute Sachen. Man nimmt sich ein Salatblatt und wickelt das frisch gebratete Gemüse und Rind hinein. Sehr lecker :-).
Nach dem Mittagessen baten wir unseren Guide uns in der Nähe des Dongdaemun Marktes abzusetzen. Wie überall in Seoul herrscht auch hier viel Trubel. Seit diesem Jahr prägt das Dongdaemun Design Plaza mit seinem futuristischen Aussehen das Stadtviertel. Das Plaza wurde von einem Star-Architekten entworfen und besteht aus 45 000 Aluminumtafeln. Keine Tafel gleicht der anderen und verleiht dem Gebäude ein glitzerndes Außenkleid. Bei Sonnenschein braucht man hier echt eine Sonnenbrille :-).
Das Plaza ist das neue Zentrum für Design und Fashion in Korea. Just zu diesem Zeitpunkt fand hier auch die Seoul Fashion Week statt. Für uns nicht so interessant, denn wir tragen immer das gleiche Fellkleid :-).
Ein Gegensatz zu dem glitzernden Palast bildet die in den Komplex integrierte, restaurierte alte Stadtmauer von Seoul. Dies ist aber nur ein kleiner Abschnitt. Von den ehemals 18,6 km sind noch 12,7 km im Originalzustand erhalten. Die Mauer wurde in zwei Etappen im Jahr 1396 errichtet. Erste Etappe: Januar bis Februar – zweite Etappe: August-September – also in 4 Monaten. Dies war natürlich nur mit 200 000 Zwangsarbeitern aus dem ganzen Land möglich.
Für eine besser Aussicht kann man auf das Dach des Plaza steigen. Von hier oben kann man die interessante Architektur des Gebäudes bestaunen und die vielen Leute beim Bummeln in den Straßen beobachten.
In den vielen Hochhäusern nahe des Plaza befinden sich unzählige Shopping Malls und Märkte. Unter anderem der Dongdaemun Markt, der auch als Seidenstraße von Seoul bezeichnet wird. Der Markt ist mit über 30 000 Läden und 26 Einkaufspassagen der größte Südkoreas. Ideale Einkaufszeit ist die Zeit nach Mitternacht bis 5 Uhr morgens. Da der Markt ursprünglich ein Nachtmarkt war, ist hier nach Mitternacht das Meiste los.
Ein paar Meter nördlich des Shopping-Wahnsinns 😉 liegt das Heunginjimun Gate, das große Osttor. Es ist eines von 8 Toren in Seoul und nationales Kulturgut. Leider ziert es heute nur eine große Straßenkreuzung.
Mit der U-Bahn ging es jetzt weiter bis zur Jonggak-Station. Von hier aus spazierten wir an den vielen beeindruckenden neuen Hochhäusern in Richtung Gwanghwamun Square.
Einfach nur der Wahnsinn … da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus! Diese Dimensionen haben wir zu Hause nicht.
Der Platz führt direkt zum Gyeongbokgung Palast und erstreckt sich auf einer Länge von 550 m und einer Breite von 34 m. Hier kann man zwei der meist respektierten historischen Persönlichkeiten Koreas bestaunen. Läuft man auf den Palast in Richtung Norden zu, kommt man als erstes an der Statue von Admiral Yi-Sun-shin vorbei.
Im Hintergrund ist bereits die nächste große Persönlichkeit zu sehen – die Statue des Königs Sejong dem Großen. Er regierte von 1418 bis 1450. Dahinter kann man das Eingangstor zum Hauptpalast erkennen und die Berge die Seoul umgeben.
Man könnte glatt meinen vor dem Palast wäre nichts los – Grünphase für Fußgänger sei dank ;-). Hier stehen wir vor dem Gwanghwamun Tor und der riesigen Mauer, die den Palast umgibt. Das Tor wird auch „Tor der Verwandlung im Licht“ genannt und ist der Haupteingang zum Komplex des Gyeongbokgung Palastes …
… und wird von zwei großen, böse schauenden Figuren bewacht.
Im Abendlicht glänzen die Glasfassaden der neuen Hochhäuser und bilden zusammen mit dem altertümlichen Tor einen sehr schönen Anblick.
Bevor man zur Thronhalle gelangt muss man noch zwei weitere sehr schöne Tore durchschreiten. Eines ist das Heungnyemun-Tor und das Dritte ist das Geunjeongmun-Tor, jeweils durch weitläufige Plätze von einander getrennt. Auf dem Bild ist das zweite Tor zu sehen.
Und schon steht man innerhalb des ummauerten Platzes vor der „Halle der Regierung in Ehrerbietung“ (Geunjeongjeon) oder auch einfach Thronhalle genannt :-). Die Gestaltung des Platzes ähnelt dem im Changdeokgung Palast, den wir uns gestern angeschaut hatten und liegt ja auch nur einen Steinwurf Richtung Osten entfernt.
In der Thronhalle verwalteten die Herrscher das Mandat des Himmels. Den hohen Stellenwert des Gebäudes zeigen das gestaffelte Dach und die doppelte Steinterrasse. Nebenbei erwähnt, ist die Thronhalle das größte hölzerne Bauwerk Koreas. Die Terrassen sind begehbar, nur in das Innere darf man nur hinein schauen. Da kann man die prächtig bemalten Gebälkschnitzereien bestaunen.
An jeder Ecke und jedem Pfosten der Terrasse sitzen diese lustig grinsenden Gesellen :-).
Vom Vorplatz der Thronhalle kann man in alle vier Himmelsrichtungen den Palastkomplex erkunden. Nach einem kurzen Plausch mit den lustigen Bewachern der Thronhalle spazierten wir zum „Pavillon der glücklichen Begegnungen“ westlich des Hauptpalastes. Das Gyeonghoeru ist eine Fest- und Banketthalle die im Palastgarten, dem so genannten Vergnügungsbereich, steht. Im quadratischen Lotusteich schwammen zu dieser Jahreszeit leider nur Enten, aber noch keine Lotusblüten.
Die Dachkonstruktion mit den vielen Figuren lassen Tdy und Eisigel immer wieder staunen :-). Einfach schön anzusehen.
Zwischendurch eine kurze Pause im Gebüsch 😉 – im Hintergrund die Pagode des National Folk Museum of Korea. Aufgrund der knappen Zeit konnten wir das Museum leider nicht besuchen, soll aber einen Besuch wert sein, da hier das Alltagsleben der Koreaner in den verschiedenen Epochen sehr anschaulich dargestellt wird.
Die letzten Minuten der Öffnungszeit nutzten wir, um ein weiteres Must-See des Komplexes zu bestaunen. Der „Pavillon des weitduftenden Wohlgeruchs“ (Gyeongbokgung) liegt im nördlichen Palastbereich auf einer kleinen Insel.
So langsam beginnt auch hier der Frühling und die ersten Sträucher versenden einen wohligen Duft :-).
Kurz vor 18 Uhr ertönten die Lautsprecherdurchsagen, dass die Anlage geschlossen wird. Bei unserem spontanen Besuch am späten Nachmittag konnten wir natürlich nur einen Bruchteil der vielen Gebäude-Gruppen dieses weitläufigen Areals besichtigen. In den 620 Jahren seit der ersten Idee zu diesem Palast (1394) ist hier einiges passiert und gebaut worden. Geprägt hat den Palast König Sejong (die goldene sitzende Statue) in seiner 32-jährigen Regierungszeit. In diesem Zeitraum wuchs die Anlage auf rund 500 Gebäude. Um 1592 – zur Zeit der japanischen Invasion – wurde der Palast nieder gebrannt. Erst weiter 270 Jahre später wurde mit dem Wiederaufbau von 330 Gebäuden begonnen. Die Zeit verging, die Herrscher wechselten, bis 1910 die japanische Regierung zahlreiche Hallen abreisen lies um Platz für die Gebäude der Kolonialregierung zu schaffen. 80 Jahre später fand man das für eine dumme Idee, riss die Regierungsgebäude wieder ab und rekonstruierte die Palastanlage wie sie heute besucht werden kann.
Also liefen wir zum Ausgang und zur nächsten U-Bahnhaltestelle um noch einmal zum Seoul Tower zu fahren – denn wir wollten noch ein mal bei Nacht die Aussicht auf die Stadt genießen. Von der Myeongdong Station liefen wir zur Talstation der Seilbahn. Unterwegs holten wir uns noch zwei leckere große „Kartoffelkroketten“ – eine mit Käse und eine mit roter Bohnenpaste gefüllt. Sehr lecker. Dank dieses Energieschubes schafften wir es gerade noch auf den Berg hinauf ;-). Heute Abend leuchtete der Tower in strahlendem lila.
Dank des schönem Wetters am Nachmittag war die Sicht recht gut. Hier der Blick Richtung Norden. Dieser Stadtteil war früher Stadtkern des alten Seouls und von der Stadtmauer umgeben.
Hier schaut man Richtung Westen.
Zur Belohnung für den steilen Aufstieg gab es ein paar leckere Süßigkeiten :-).
Abends ist hier am Seoul Tower richtig viel los. Selbst eine Stunde vor Ladenschluß 😉 herrschte noch regens Treiben an der Talstation der Seilbahn. Erschöpft von so einem langen Tag fuhren wir mit der U-Bahn wieder zurück zum Hotel.
Ein Grund warum so viele Koreaner in der U-Bahn auf ihr Handy starren, ist der tolle WLAN-Empfang. In jedem Wagen hängt so ein netter kleiner WiFi-Router.
Jetzt heisst es wieder Koffer packen, den morgen in der Früh geht es weiter nach Japan :-). Gute Nacht!
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