Heute ist der letzte Tag unserer schönen Rundreise durch Siebenbürgen. Auf dem Weg zurück nach Hermannstadt wollen wir uns ein paar der vielen schönen Kirchenburgen anschauen, die hier sehr zahlreich zu finden sind. Südlich von Schäßburg liegt der kleine Ort Apold (dt. Trappold). Hier steht eine noch sehr gut erhaltene Kirchenburg auf einem Bergkegel, die momentan von einer deutschen Stiftung behutsam restauriert wird. Die dreischiffige Hallenkirche ist umgeben von dicken Wehrmauern und drei großen Wehrtürmen die zu Beginn des 16. Jh. zu Verteidigungszwecken errichtet wurden.
Auf eigene Gefahr durften wir trotz der Restaurierungsarbeiten das Innere der Kirche betreten. Hier ist ganz schön was los.Versteckt hinter dem Gerüst befindet sich der klassizistische Orgelaltar von 1821. Ebenso sehenswert ist die Sakramentsnische, sowie die Kanzel und die Empore von 1760.
Und wie soll es anders sein, auch hier gilt: Die Welt ist ein Dorf. Einer der Vorarbeiter auf der Baustelle ist ein weiter Verwandter von unseren Native Speakern. Dies öffnete auch dieses Mal die ein oder andere (Baustellen-) Tür :-).
Hier kann man mit gutem Gewissen behaupten, dass so eine Stiftung wirklich etwas bewirken kann. Die Kirche wurde schon sehr gut restauriert und ist ein wahrer Schatz. Zum Schluss durften Eisigel und ich auch auf einen der Wehrtürme klettern und die Aussicht genießen :-).
Wieder ab ins Auto und weiter gehts nach Bradeni (dt. Henndorf). Von dieser Kirche durften wir in Schäßburg in der Burgkirche schon einige der Stollentruhen bewundern. Mal schauen ob es hier noch welche gibt. Von außen ist die Burgkirche echt eine Wucht. Schaut echt beeindruckend aus.
Was fällt auf? Es fehlt der Turm. Ist ja auch so groß genug :-). Den Schlüssel für den Zugang zur Kirche besitzt eine ältere Dame aus dem Dorf. Zum Glück war sie gerade anwesend und konnte uns Zugang gewähren. Dank vielen Spendengelder ist die Kirche in einem sehr guten Zustand. Im Inneren der Kirche kann man die vielen schönen bunten Malereien bewundern, wie ich sie vorher noch in keiner Kirche gesehen haben. An Stelle von Protz und Prunk waren hier kreative Künstler am Werk und haben dieser Kirche ihre eigene Seele gegeben.
Im Anschluß an die Besichtigung der Kirche durften wir ins Obergeschoß der Kirche klettern. Hier wird das Geheimnis von ehemals über 300 Stollentruhen bewahrt. Diese vollständig und ohne Verleimungen gefertigten Truhen werden in ihrer Anzahl und Gestaltung als europaweit einmalig betrachtet.
Die Truhen verteilen sich im Dachgeschoß auf mehreren Etagen. Hier kann man seiner Neugier freien Lauf lassen und die Truhen nach wertvollen Schätzen der Vergangenheit durchsuchen – falls man den Deckel aufbekommt ;-).
Experten vermuten, dass die Vorratstruhen im 16.-18. Jh. gefertigt wurden und in der Burg für die Aufbewahrung von Vorräten während Belagerungszeiten dienten. Die teilweise noch gut erhaltenen Bemalungen sind keiner bestimmten Epoche zuzuordnen. Auf dem Gelände der Burgkirche befindet sich ein Tunneleingang. Dieser soll der Zugang zu einem unterirdischen Fluchtweg zu dem ehemaligen Schloss des Grafen Kirr auf dem Grafenberg gewesen sein.
Mit einem letzten Blick auf das Wehrgeschoss über dem Kirchenschiff verabschiedeten wir uns und weiter gehts zum nächsten Dorf, nach Agnita (dt. Agnetheln).
Oh Schreck, die der Legende nach von der heiligen Agneta gegründete und unter ihrem Segen stehende Stadt ist die reinste Großbaustelle. Just zu unserem Besuch wurde die komplette Durchgangsstraße aufgerissen. Also irgendwo das Auto parken und dann mal die Kirche anschauen. Hmm, eigentlich hat die Kirchenburg einiges zu bieten, doch von dem beeindruckenden Kirchenkomplex ist hier nicht viel zu sehen. Das Gelände ist abgesperrt und sieht nicht so aus, als ob hier viel Aktivität herrscht.
Schade, so blieb uns nur der flüchtige Blick von außen.
Da der Tag doch noch nicht so alt war :-), beschlossen wir nach Hermannstadt durchzufahren und uns das bekannte Freilichtmuseum „Complexul National Muzeal Astra“ anzuschauen.
Der Museumskomplex ist die wichtigste ethnomuseale Einrichtung des Landes. Wir besuchten die bedeutendste Einheit, das Freilichtmuseum der traditionellen Volkskultur. Klingt voll öde, ist aber sehr interessant. Auf fast 100ha erstreckt sich das Areal, das mit einem zentralen See und kleinen Bächen angelegt wurde, um die rustikalen alten Mühlen anzutreiben. Die rund 350 Gebäude sind allesamt Originale. Neben verschiedenen Gehöften mit Werkstätten kann man hier z.B. auch alte Kirchen, Wirtshäuser, Windmühlen oder Sennhütten anschauen. Nirgendwo anders in Europa kann man so eine ethnographische Freilichtausstellung bewundern. Hier ein paar Schnappschüsse :-).
So sahen früher Riesenräder aus. Sehr vertrauenserweckend :-).
Ganz schön viel zum Anschauen :-). 10km asphaltierte Wanderwege durch 36 Themengebiete. Tdy und Eisigel sind knülle.
Nach diesem Trip freuten wir uns auf unsere schon vorab reservierte Pension „Casa Baciu„in der 8km entfernten Stadtmitte. Am Abend ging es wieder in die belebte Innenstadt wo wir zum Abschluss noch einmal ein leckeres Abendbrot genossen.
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