Nach einer erholsamen Nacht starteten wir in einen neuen Tag bei strahlend blauem Himmel :-). Heute machen wir einen Ausflug zu den Mönchen in das Zentrum der buddhistischen Shingon-Schule Koya-san.
Von unserem Hotel am Bahnhof nahmen wir gleich den erst besten örtlichen Regionalzug um zur Station Shinimamiya zu fahren. Dort tauschten wir unseren Voucher gegen einen Koya-san-Pass. Mit diesem Pass haben wir freie Fahrt mit dem Zug, der Seilbahn und dem Bus, um auf das Plateau Mt. Koya zu gelangen. Zusätzlich erhält man noch Ermäßigung auf die Eintrittsgelder verschiedener Tempel.
Just in Time erreichten wir den Bahnsteig und stiegen in eine Art „S-Bahn“ um nach Gokurakubashi, der Talstation der Seilbahn, zu fahren. Nur zur Klarstellung: Die digitale Anzeige wechselt immer zwischen japanisch und englisch – zum Glück :-). Daher ist das Fahren mit Zügen etc. in der Regel kein Problem.
Rund 1,5 Stunden später erreichten wir Gokurakubashi und nahmen für den steilen Anstieg eine Seilbahn auf Schienen. An der Konstruktion kann man schon erahnen wie steil es hier den Mt. Koya hinauf geht.
An der Bergstation verstauten wir unsere Koffer in einem der bereitstehenden Busse. Auf kurvigen Wegen durch grünen Zedernwald erreichten wir Koya-san und stiegen in der Nähe unserer Tempelunterkunft aus. Genau, eine Tempelunterkunft 🙂 – auch als Shukubo bezeichnet. Denn heute wird in einer authentischen Tempelanlage residiert. Wir übernachten bei Mönchen und dürfen dabei auch deren typische vegetarische Mahlzeiten probieren und an der Morgenandacht teilnehmen.
Da wir schon kurz nach Mittag im Tempel ankamen, waren wir noch etwas zu früh um unser Zimmer beziehen zu können. So gaben wir erst einmal nur unsere Koffer ab und machten uns auf den Weg den berühmtesten Wallfahrtsort Japans zu erkunden.
Im Jahr 804 reiste der Mönch Kukai nach China um dort in den Lehren Buddhas ausgebildet zu werden. Zwei Jahre später kam er zurück nach Japan und lehrte in Japan den bis dato noch unbekannten Shingon Buddhismus. Im Jahr 816 erhielt er vom Kaiserhaus den offiziellen Auftrag eine Klosteranlage in den dicht bewaldeten Hängen des Mt. Koya zu gründen. Frei von staatlichen Einflüssen unterrichtete Kukai die von ihm begründete Shingon-Lehre bis zu seinem Tod 835. Später erhielt er den Ehrentitel Kobo Daishi.
Zu Lebzeiten von Kobo Daishi und weit darüber hinaus wuchs die Klosterstadt zu einem großen Komplex mit unzähligen Gebäuden und mehr als 120 Tempelhallen heran. In Koya-san ist auch die bedeutendste Universität für das Studium des Buddhismus zu finden.
Der Kongobuji Tempel war der erste Tempel, der von Kobo Daishi in Koya-san gegründet wurde. Am Eingang eines buddhistischen Tempels findet man in der Regel immer einen Wasserbrunnen um sich u.a. die Hände vor dem Betreten des Tempels zu säubern.
Dieser Tempel ist einerseits das Hauptheiligtum von Koya-san wie auch der Haupttempel der Shingon-Schule.
Nach dem wir unser Schuhe gegen bequeme Hausschlappen getauscht hatten, kauften wir uns eine Eintrittskarte und schauten uns den schönen Tempel an. In den vielen Zimmern sind wunderschöne Wandmalereien und Verzierungen zu bestaunen.
Der Steingarten Banryutei ist mit einer Fläche von 2340 qm und 140 Steinen der größte Japans.
In einem Nebengebäude werden den Besuchern Tee und Reiskuchen gereicht. Auf dem bequemen roten Teppich kann man dabei gemütlich entspannen und auch meditieren.
Auf dem Gelände befindet sich auch das Mausoleum von Shinzen, ein Schüler und späterer Nachfolger von Kobo Daishi.
Nach dem Besuch des Tempels schauten wir uns weiter die Umgebung an. Bei vielen der 120 Tempel steht das Eingangstor offen und man ist eingeladen die schön gestalteten Steingärten und Anlagen zu besichtigen.
Nach einer kurzen Mittagspause besichtigten wir den nächsten großen Komplex in Koya-san: Dai-Garan, der heilige Bezirk. Der Name kommt daher, weil sich hier das Zentrum aller religiösen Aktivitäten, Rituale und Zeremonien befindet.
Für die Besucher gibt es jede Menge interessanter Dinge zu bestaunen, denn auf dem Gelände stehen jede Menge schön gestalteter Häuser, Pagoden und anderer Bauten.
Das wohl auffälligste Gebäude ist die zweistöckige Pagode Daito. Im Inneren befinden sich fünf sitzende Buddhas. Die Pagode stellt nach der Shingon-Lehre den Mittelpunkt des Lotusblüten-Mandalas dar.
Auf dem Gelände befinden sich neben dieser schönen Glocke …
auch das Kondo – die „Goldene Halle“. Dies ist das erste Gebäude, dass Kobo Daishi zu Beginn des 9. Jh. erbauen lies. Es beherbergt neben verschiedenen Buddha-Stauen auch eine Skulptur des „Kosmischen Buddha“. Leider war dieses Gebäude heute nicht offen.
Weiter hinten auf dem Gelände steht eine weitere sehr schöne Pagode – Saito.
Diese Pagode hat uns wirklich am besten gefallen – so mitten im schönen Zedernwald und so urig :-).
Nun war es aber an der Zeit um zurück zum Tempel zu gehen, denn wir mussten einchecken. Ein netter Mönch zeigte uns das Zimmer und alle Örtlichkeiten. Uns wurden die festen Zeiten fürs Abendbrot und für das Schließen der Tore genannt. Denn um 21 Uhr werden die Tore des Tempels geschlossen. Wer dann noch draußen ist – naja, hat halt Pech gehabt, denn dann schlafen die Mönche schon.
Wir verstauten schnell unsere sieben Sachen, denn wir wollten vor dem Abendbrot noch unbedingt den Friedhof Oku-no-in anschauen. Wir erwischten zum Glück einen Bus und waren damit sehr schnell am Haupteingang des Friedhofs.Kurz frisch machen und dann kann es losgehen :-).
Kurz nach dem Eingang sieht man ein weites Feld von dicht aneinander liegenden Gräbern.
Kurz danach erreicht man den schönen Zedernwald mit den vielen verwitterten Gräbern. Die Stimmung am späten Nachmittag ist hier wirklich mystisch und beeindruckend.
Auf den Gelände befinden sich mehrere hunderttausend Gräber mit teilweise hochrangigen Persönlichkeiten der japanischen Geschichte.
Der Friedhof ist der größte und bedeutendste Friedhof Japans. Diesen Ort sollte man auf einer Japanreise auf keinen Fall verpassen.
Einfach nur beeindruckend :-).
Huuaaa – grimmig schauende Gestallten.
Hehe, wir wissen zwar nicht genau was es mit den kleinen Schürzen auf sich hat, aber die sind fürsorglich um die kleinen Statuen gebunden worden.
Viel Zeit blieb uns leider nicht auf dem Friedhof, denn das Abendbrot war schon für 17:30 angesetzt. Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück zum Tempel, schmückten uns anschließend mit einem Kimono und setzen uns vor das lecker angerichtete Abendmahl. Wow – was für ein Augenschmauß. Wir lernten an diesem Abend die abwechslungsreiche vegetarische Kost der Mönchen kennen und schätzen. War wirklich alles sehr lecker.
Mit vollem Bauch schauten wir uns anschließend die Räumlichkeiten des Tempels an. Auch hier schöne Wandverzierungen wohin man schaut.
Die letzten Stunden bis zum Schließen der Tore nutzen wir noch einmal für einen Rundgang durch den Heiligen Bezirk. Die Pagode und auch die anderen Gebäude waren sehr schön beleuchtet. Zu erwähnen sei vielleicht noch, dass es hier A*-kalt war *bibber*. An den seitlichen Stufen der Goldenen Halle lag noch Schnee.
So waren wir auch schon über 1 Stunde vor 21 Uhr wieder zum Aufwärmen im Tempel. In der Zwischenzeit wurden auch schon unsere Betten hergerichtet, so dass wir uns gemütlich in den Schlaf kuscheln konnten. 🙂
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Auch ich war in diesem Monat in Koja-san. Aber nur 1 Tag, da ich wieder nach Kyoto zurück muste. Aber es ist sehr mystisch auf dem Friedhof und habe dort eine lange Zeit verbracht.
Die anderen Tempel habe ich auch besucht, Ein ort den man so einfach nicht beschreiben kann.